Fasten kann man an vielen Orten, darauf bin ich auch in meinem letzten Blogbeitrag eingegangen.
Das Fasten im Kloster ist für mich als Fastenleiterin immer etwas Besonderes. Denn ich habe im Rahmen meiner Ausbildung zur ärztlich geprüften Fastenleiterin bei der Deutschen Fastenakademie selbst eine Fastenwoche im wundervollen Augustinerkloster in Erfurt erlebt. Hier findet zwar kein klassisches Klosterleben mehr statt, aber die Atmosphäre ist trotzdem sehr besonders und hat mich tief berührt.
Nach der Ausbildung ergab sich die Möglichkeit im malerisch gelegenen Kloster Weltenburg zusammen mit der Polizeiseelsorge der Bayerischen Polizei immer im November eine Fastenwoche für Kolleginnen und Kollegen anzubieten. Damit ist ein kleiner Traum von mir in Erfüllung gegangen ist.
Aber was macht das Fasten im Kloster so Besonders? Hier sind meine 5 guten Gründe für ein Fasten im Kloster:
1. Ruhe und Stille
Klöster sind Orte der Ruhe, auch wenn außenherum manchmal des Leben tobt.
Betritt man ein Kloster, dann spürt man diese Ruhe sofort. Ganz automatisch verhält man sich selbst auch anders, spricht ruhiger, schweigt öfter. In einem Kloster finden sich immer Orte der Ruhe, die Stille überträgt sich dann auch oft auf das Innere des Fastenden. Der Ausstieg aus dem Alltag gelingt in einem Kloster schnell, wenn man sich auf die Stille einlässt und Störfaktoren wie Handy oder E-Mails abstellt bzw. einschränkt. Wer sich auf die Stille einlässt, der findet in ihr oft Antworten oder neue Impulse. Wer mit mir schon gefastet hat weiß, dass in der Gruppe viel gelacht und gesprochen wird. Aber Ruhe und Stille sind genauso wichtig und erhalten in meinen Fastengruppen immer auch Raum. Das Fasten ist eine Auszeit vom Essen und aktiviert die Selbstheilungskräfte. Die Stille ist eine Auszeit vom alltäglichen Lärm, den wir oft gar nicht mehr wahrnhehmen. Wer Stille im Außen zulässt, fördert die leisen Stimmen im Inneren, die gehört werden wollen aber oft übertönt werden. Es sind die Gegensätze, die zu unserem Leben gehören und uns gut tun. Gerade im Kloster sind Ruhe und Stille leicht zu finden, da sie hier quasi zum DNA des Klosterlebens gehören.
2. Spirituelle Umgebung
Natürlich sind Klöster Orte des gelebten Glaubens und der Spiritualität. Wobei ich unter dem Begriff der Spiritualität eine Form der Transzendenzerfahrung verstehe und die Erfahrung von Eingebettetsein in etwas Größeres. Als nichtgläubiger Mensch kann Spiritualität in der Natur oder auch im Mitgefühl erlebt werden. Klöster sind für mich spirituelle Orte, unabhängig vom eigenem Glauben.
Alle Religionen kennen das Fasten. Auch in der Bibel spielt es eine wichtige Rolle. David, Moses, Elias, Jesus – alle haben sich zurückgezogen um zu fasten. Zur Erweiterung des Bewusstseins, aber auch um Gott zu begegnen und um essentielle Fragen zu klären.
In fast allen Klöstern kann man an den täglichen Gebeten teilnehmen und sich so festgelegte Auszeiten nehmen. Für den Begründer des Buchingerfastens, Dr. Otto Buchinger, umfasste das Fasten nicht nur den Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel. Er betonte auch die Bedeutung von Achtsamkeit, Meditation und sprituellen Aspekten. In seinem Standardwerk: "Das Heilfasten und seinen Hilfsmethoden als biologischer Weg" widmete er der heilenden Seelenführung ein ganzes Kapitel. Die Fastenzeit soll auch dazu anleiten, sich zu öffnen. Dies kann dadurch geschehen, dass man sich still in die Kirche setzt oder durch den Kreuzgang eines Klosters spaziert, an einem Gebet der Mönche oder Nonnen teilnimmt oder Meditationsangebote wahrnimmt und offen ist, was in dieser Zeit passiert.
Das Fasten hat Auswirkungen auf den Menschen in seiner Ganzheit, auf Körper, Geist und Seele. Es lohnt sich wirklich, sich auf alle Aspekte einzulassen. Und Klöster eignen sich hervorragend dazu!
3. Gemeinschaft
Fasten in der Gruppe trägt die und den Einzelne/n durch die Zeit des Verzichts, denn jeder profitiert von den Erfahrungen der Mitfastenden. Im Kloster kann man aber darüberhinaus noch weitere Gemeinschaft erleben. Wer an den Gebetszeiten der Mönche oder Nonnen oder an den Gottesdiensten teilnimmt, erfährt auch hier einen Zusammenhalt im Glauben. Im Kloster ist man nie alleine. Gemeinschaftlich klösterliche Rituale zu erleben lässt einen Verbundenheit spüren. Diese erfährt man auch bei den abendlichen Befindlichkeitsrunden in der Fastengruppe. Bei Fastenkrisen und Fastenhochs ist man nicht alleine, sondern kann diese teilen und erfährt Unterstützung. Gemeinschaft im weltlichen und geistlichen Sinn können das eigene Fastenerlebnis vertiefen und bereichern.
4. Natur
Viele Klöster liegen inmitten der Natur und/ober bieten selbst durch ihre Klosteranlagen und Klostergärten kleine grüne Oasen zum Verweilen. Kloster Weltenburg fasziniert mich
besonders, da es direkt im Naturschutzgebiet „Weltenburger Enge“ mit dem Donaudurchbruch liegt. Es ist schon etwas besonders den Morgensport auf dem Frauenberg mit Blick auf die Donau zu genießen und anschließend am wunderschönen Donaustrand Wasser zu treten.
Die Umgebung vieler Klöster lädt zu Wanderungen und Spaziergängen durch wundervolle Natur ein. Der Blick ins Grüne allein beruhigt die Nerven und schenkt Ruhe. Für Otto Buchinger war der Aufenthalt in der Natur fester Bestandteil jeder Fastenkur. Er bezeichnete sie sogar als Diätmittel der Seele:
„Die Natur: ein Heilbad. Man gehe, man wandere mehr.“
Alle Jahreszeiten haben hierbei ihren Reiz, es gibt aus meiner Sicht nicht die perfekte Jahreszeit fürs Fasten. Ein Spaziergang durch blühende Streuobstwiesen, ein sommerliches Bad im See, Wandern durch Herbstlaub oder verschneite Winterlandschaften - in der Natur fühlen wir uns angenommen und geborgen, denn wie einst Friedrich Nietzsche sagte:
“In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie kein Urteil über uns hat.”
5. Rückzug
Wer fastet braucht oft einen geschützen Raum. Beim Fasten werden wir feinfühliger, sensibler, manchmal dünnhäutiger. Der Verzicht und der Rückzug lassen das ein oder andere Thema, das wir im hektischen Alltag allzu gerne unter die Oberfläche drücken, wieder
auftauchen. Klöster waren schon immer auch Schutzräume und Rückzugsorte. Auch für Fastende bieten die oft dicken Klostermauern einen geborgenen Ort, in denen man sich öffnen und ganz bei sich sein kann. Was in einer Fastengruppe ausgesprochen wird, das bleibt auch dort. Hier darf der und die Fastende sich öffnen, sich zeigen und wird so angenommen, wer er oder sie im Moment ist. Klöster bieten dazu viele Räumlichkeiten: den Kreuzgang, den man meditativ durchlaufen kann, Kapellen und Kirchen, aber auch frei zugängliche Bibliotheken oder Lesezimmer oder die Klostergärten. Die Zeit des Fastens ist eine besondere Zeit, in der neue Gedanken entstehen oder alte Glaubenssätze noch einmal überdacht werden können. Der Begriff Kloster stammt von lateinisch claustrum und bedeutet „abgeschlossen“. Und diese Abgeschlossenheit bietet dem Fastenden den idealen geschützten Rückzugsort für seinen Verzicht, das berichten mir die Fastenden meiner Fastenwochen im Kloster immer wieder.
Fazit
Fasten kann man grundsätzlich überall, aber manche Orte bieten geradezu die ideale Fastenatmosphäre. Dazu gehören für mich Klöster mit ihrer Ruhe, Gemeinschaft, Spiritualität und Rückzug - oft in fantastischer Natur. Viele Klöster bieten Fastenkurse an, verbunden mit Stille, Meditation, geistlicher Begleitung, in Gruppen oder als Einzelfaster. Gemeinsam haben sie, dass man sich ohne Reizüberflutung auf das eigene Ich konzentrieren kann und neue Wege der Selbstbestimmung und eines gesünderen Lebenstils erlernen kann.
Wer nun neugierig ist, kann einen Blick auf mein Angebot im Kloster Weltenburg werfen.
Oder ihr schaut einmal bei meiner Freundin Schwester Magdalena vorbei. Sie ist Benediktinerin in der Abtei St. Gertrud im Kloster Alexanderdorf in der Nähe von Berlin und hat die Fastenleiterausbildung mit mir zusammen absoviert. Diesen Text habe ich übrigens auch in Kloster Alexanderdorf geschrieben :-)
In diesem Sinne, bleibt behütet und bis zum nächsten Mal!
Eure Stephi
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